Erfurt
Erfurt ist die Hauptstadt und größte Stadt Thüringens in der Mitte Deutschlands. Sie liegt im Süden des Thüringer Beckens, nördlich des Thüringer Waldes und im weiten Tal der Gera. Die Stadt befindet sich zentral unter den sechs größten Städten Thüringens.
Die Altstadt von Erfurt ist eines der am besten erhaltenen mittelalterlichen Zentren Deutschlands. Zu den bemerkenswerten Sehenswürdigkeiten zählen die Krämerbrücke, die Alte Synagoge, der Erfurter Dom und die Severikirche sowie die Zitadelle Petersberg, eine der größten und am besten erhaltenen städtischen Festungen Mitteleuropas.
Erfurt liegt an der Via Regia, einer mittelalterlichen Handels- und Pilgerroute. Erstmals wurde die Stadt unter dem Namen "Erphesfurt" im Jahr 742 erwähnt, als der heilige Bonifatius hier eine Pfarrei gründete. Politisch gehörte Erfurt nicht zu Thüringen, wurde aber bald das wirtschaftliche Zentrum der Region und ein Mitglied der Hanse. Die Universität Erfurt, gegründet 1379, war die erste Universität im heutigen Deutschland.
Im Mittelalter entwickelte sich Erfurt zu einer wichtigen Handelsstadt aufgrund ihrer Lage in der Nähe einer Furt über die Gera. Zusammen mit Gotha, Tennstedt, Arnstadt und Langensalza war Erfurt ein Zentrum des deutschen Handels. Im 15. Jahrhundert erreichte Erfurt seinen wirtschaftlichen Höhepunkt mit einer Bevölkerung von 20.000, was es zu einer der größten Städte Deutschlands zu jener Zeit machte. Zwischen 1432 und 1446 wurde die höchste Stadtmauer gebaut, und 1483 wurde die erste Stadtfestung auf dem Cyriaksburg-Hügel errichtet.
Im späten 18. Jahrhundert erlebte Erfurt eine kulturelle Renaissance unter dem Gouverneur Karl Theodor Anton Maria von Dalberg, der enge Beziehungen zu Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder, Christoph Martin Wieland und Wilhelm von Humboldt hatte. Sie besuchten ihn oft am Hof in Erfurt.
Die Industrielle Revolution kam in den 1840er Jahren mit dem Bau der Thüringer Eisenbahn nach Erfurt, die Berlin und Frankfurt verband. Viele Fabriken wurden gegründet, darunter die "Königlich Preußische Gewehrfabrik" im Jahr 1862. Nach der Vereinigung Deutschlands 1871 benötigte Erfurt keine mittelalterlichen Befestigungen mehr, was zu deren Abriss im Jahr 1873 führte. Der Abriss der Stadtbefestigungen führte zu einem Bauboom, da Bauprojekte nun im Bereich der ehemaligen Stadtmauern und darüber hinaus möglich waren.
Erfurt liegt im fruchtbaren Thüringer Becken, einer Ebene im nördlichen Teil der Stadt, während der südliche Teil hügelig ist. Das Stadtbild zeichnet sich durch einen mittelalterlichen Kern mit engen, gewundenen Straßen aus, umgeben von Gründerzeitarchitektur aus den Jahren 1873 bis 1914. Ein Großteil des Stadtzentrums ist eine Fußgängerzone. Öffentliche Grünflächen entlang der Gera umfassen den Stadtpark, Nordpark und Südpark, wobei der größte Grünbereich der Egapark ist, ein Gartenbauausstellungspark und Botanischer Garten, der 1961 gegründet wurde.
Die Wirtschaft Erfurts basiert auf Landwirtschaft, Gartenbau und Mikroelektronik. Die zentrale Lage der Stadt hat sie zu einem Logistikzentrum nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Mitteleuropa gemacht. Die Stadt beherbergt die zweitgrößte Messe in Ostdeutschland nach Leipzig und ist Heimat des Kinderfernsehsenders KiKa.
Mit der Wiedergründung Thüringens im Jahr 1990 wurde Erfurt zur Hauptstadt. Seitdem wurden viele Gebäude renoviert und die Infrastruktur erheblich verbessert. Heute ist Erfurt Heimat zahlreicher kleiner und mittlerer Unternehmen, die sich auf Elektrotechnik, Halbleiter und Solarenergie spezialisiert haben. Motorenproduktion, Lebensmittelherstellung, die Braugold-Brauerei und das Unternehmen Born, bekannt für Thüringer Senf, bleiben wichtige Industrien.
Erfurt ist auch ein Knotenpunkt für die InterCity-Express-Züge und andere Verkehrsnetze in Deutschland und Europa. Mit dem ICE-Netz ist Erfurt etwa 90 Minuten von Berlin, zweieinhalb Stunden von Frankfurt, zwei Stunden von Dresden und 45 Minuten von Leipzig entfernt.